up next page previous page
Irkutsk - Vladiwostok

200310

Mit dem unglaublich holprigen Tram zum Bahnhof. Der Zug ist pünktlich, wie fast immer.

Tag I
Die letzt Etape nach Vladiwostok. Drei Nächte im Zug. 3 days 3 h 33 min.
Der Zug ist nicht so voll wie zuletzt, wir haben ein Viererabteil für uns. Schade ist nur, dass die Aussicht auf den Bailkalsee durch eine Wolldecke verhängt ist. Ausserdem ist es ziemlich laut. Diverse Handys spielen diverse Musik.
Ich lese den ganzen ersten Tag Swing Time von Zadie Smith und bin dann froh durch zu sein. Das Buch ist spannend aber gegen Ende nervt es.
Eine usbekische Familie mit zwei kleinen Mädchen.
Die landschaft wird karger. Es hat nicht mehr viel Schnee und auch kaum noch Bäume. Wir sind jetzt ganz nah an der Grenze zur Mongolei. Am Rand der Wüste Gobi.
Der Vollmond begleitet uns.

Tag II
Gegen fünf oder sechs Uhr morgens (je nach Zeitzone) steigen eine Gruppe Jugentlicher ein. Ich kann lange nicht weiterschlafen. Einer hört so laut Musik, dass ich ihm meine Kopfhörer anbieten will. Doch dann sehe ich, dass er schon Kopfhörer an hat. Vom Fenster tropft mir Tau auf den Kopf.
Gegen Mittag sind wir in Chernysh zab. Die Jungs spielen Ballergames auf ihren Endgeräten, die Mädchen spielen mit den usbekischen Kindern.
Ich schaue mir auf dem Klappcomputer Out of the Present von Andrei Ujica an. Der Kosmonaut Sergei Krikaljow muss seinen Aufenthalt in der Raumstation Mir ungeplant um sechs Monate verlängern, da während seiner ersten fünf Monate die Sovjetunion kollabiert und statt seiner Ablösung ein kasachischer Kosmonaut ohne Langzeitausbildung zur Mir geschickt wird.
In dem Film geht es vor allem auch um Langeweile und räumliche Begrenztheit.
In der Zwischenzeit sind wir nicht mehr nördlich der Mongolei sondern nördlich des äussersten Zipfels Chinas.
Gerade finde ich die Langeweile besonders auch Körperlich anstrengend.
Irgendwann nehmen die Jugentlichen Kontakt auf. Die quirlige Vera, die das R rollt. Andrew ist der Übersetzer. Respektive sein Handy. Die Gruppe ist unterwegs an eine Sambo-Competitiion in Vladiwostok. Sambo ist wohl eine Kampfsportart. Vielleicht gehen wir uns das ja anschauen. Alina Tihonova, Vera Varenkova, Sascha, Veronika, Julia Tihonova, Andrej ... , Ekaterina, Maria, Egor, Vladimir, Alexej, Danil, Sergej, Bogdan, Dmitrui
Sambo
Nikita

Tag III
Nicht gut geschlafen. Ich fühle mich krank. Das ist jetzt natürlich nicht ideal. Morgens um acht gesellt sich ein richtiger Klischee-Russe zu uns. Er hat nur einen Plastiksack und seinen dicken Bauch dabei. Tiefe Narben in seinem runden Gesicht und auf seinem kahlen Schädel. Er installiert sich sichtbar genervt, platziert sein Handy auf dem Tisch, bestellt Kaffee und schaut sich in voller Lautstärke eine russische Fernsehsendung an. Meine Erleichterung ist gross, als er an der nächsten Station wieder aussteigt.
In unserem Wagen ist einiges los.
Langsam kennen alle einander. Es gibt die Kampfsportkinder und ihre nur etwas älteren Coaches. Es gibt die Usbeken, sich untereinander auch alle zu kennen scheinen. Sie sind alle auf dem Weg nach Vladiwostok um dort zu arbeiten oder um weiterzureisen, in die Arabischen Ermirate, um dort zu arbeiten. Schneeballschacht auf dem Perron
Zugrestaurant.

Tag IV
Um sieben scheint die Sonne in den Wagon.
Wir fahren richtung Süden.
Der Zugbeigleiter und ein Mädchen, das auch nicht geschlafen hat machen Morgensonnenselfies.
What the masafasa.
*Zugbegleiter/in, der/die, in der Transsibirischeneisenbahn ein Job mit verschiedenen Gesichtern. Also Uniformen. Eine Uniform ist für vor dem Zug im Schnee stehen. Ein dicker Mantel mit Kaputze und ein roter Hut mit einer Plakette mit Hammer und Schieblehre. Darüber zieht sich der/die Zugbegleiter/in eine Warnweste, für an den Sationen mit Eisenstangen das Eis vom Radlager und von den Bremsen zu hauen. Im innern des Zuges ist der/die Zugbegleiter/in auch für die Sauberkeit zuständig. Alle paar Stunden putzt er/sie die Gänge und das WC. Dafür gibt es eine eigene Uniform. Für jeden Wagen gibt es zwei Zugbegleiter/innen. Meistens eine Frau und ein Mann. Sie teilen sich ein Bett in einem Kämmerlein am Eingang. In der Nacht ...
Unser Zug hat ca. 15 Wagons. Das macht 30 Zugbegleiter/innen.
Dazu kommt das Restaurantpersonal
Ein Zugingenieur.
Kirill heisst unser Schaffner.




Фото: Yuri










Фото: Yuri










Фото: Yuri










Chockberry Negoni tönt interessant. Ist es aber nicht.










woman looking at man looking at cameras
Фото: Yuri